Das Sakrament der Versöhnung setzt das Erkennen der dunklen Seiten im Menschen voraus und das Bekennen von echter Schuld.
Es führt zur Versöhnung mit Gott, den Mitmenschen und mit sich selbst und ermöglicht einen neuen Anfang.
Beichtgelegenheit: Nach Vereinbarung
Um das Sakrament gut empfangen zu können, bedarf es der sogenannten „5 b“
- besinnen – ich erforsche mein Gewissen, was ich Gutes unterlassen und Böses getan habe
- bereuen – meine Sünden/Schuld tun mir leid. Ich hätte lieber anders gehandelt.
- bessern – ich fasse einen Vorsatz, mir die Ernsthaftigkeit meines Umkehrwillens zu zeigen.
- bekennen – ich sage dem Stellvertreter Gottes und der Gemeinde (Priester) meine Sünden/Fehler/Unzulänglichkeiten…
- büßen – ich tue etwas Positives, Gutes und unterstreiche damit, dass es mir mit der Umkehr ernst ist.
Theologie der Beichte
Die Beichte
a. Kontext
Die menschliche Existenz ist in ihrer Freiheit von der Erfahrung der Schuld gekennzeichnet. Gerade dort, wo Menschen ihre Verantwortung in den Beziehungen nicht übernehmen, aber auch bei der Übertretung der vorgegebenen moralischen Normen einer Gesellschaft braucht es Formen der Wiedergutmachung und des Ausgleichs. In allen Kulturen gibt es daher ritualisierte Vorgehensweisen, um eine Schuld zu prüfen, im schlimmsten Fall den Täter zu bestrafen und im besten Fall das Unrecht wieder gut zu machen. Die über die Jahrtausende entwickelte Praxis von Ethik und Recht bezieht aber heute nicht mehr die Beziehung zu Gott mit ein, der ein vitales Interesse daran hat, dass seine Liebe zu der unsrigen wird.
In Jesus, dem Christus dürfen wir einen Gott erkennen, der sowohl das Unrecht beim Namen nennt als auch in der Vollmacht über das Leben all das versöhnt, was in der Gottferne den Menschen und seine Beziehungen verkrümmt hat. Diesen Auftrag der umfassenden Versöhnung haben die Jünger Jesu mit auf den Weg in die Welt bekommen, einerseits mit der Folge, alle ungeachtet ihrer Herkunft in die Gemeinschaft aufzunehmen, und andererseits in einer Praxis der geschwisterlichen Korrektur von Verfehlungen. Aus der gemeinschaftlichen Formung wurde im Mittelalter über den Einfluss iro-schottischer Mönche eine persönliche Begleitung, die schließlich zur so genannten „Ohrenbeichte“ bei einem Priester in einer eigens dafür vorgesehenen abgeschlossenen Örtlichkeit geführt hat.
Heute besteht das Angebot der Beichte darin, die eigenen Verletzungen und Unzulänglichkeiten vor einen dafür ausgebildeten priesterlichen Begleiter zu bringen, der durch seine Rolle den Dienst der Versöhnung und der Heilung anbieten kann.
b. Ritual
Die Beichte setzt die Taufe und ein gewisses Bewusstsein für Schuld voraus. Sie beginnt bereits bei einer guten Vorbereitung, bei der ich z.B. mit einem Beichtspiegel meine aktuelle Lebenssituation und die vergangenen Erfahrungen, Entscheidungen und Handlungen auf das Evangelium und seinen Anspruch der Liebe hin reflektiere. Im darauffolgenden Gespräch mit dem Priester bringe ich all diese Erlebnisse vor Gott und erläutere, wie sie mich und die anderen verletzt haben.
Dieses Bekenntnis soll frei von Angst und Scham, aber ohne ins Detail gehen zu müssen, als eine Art vertrauensvoller und demütiger Selbstoffenbarung gemacht werden. Der Priester versucht, auf das Gesagte einzugehen und der beichtenden Person Verständnis und Wertschätzung entgegen zu bringen. Im Bedarfsfall werden im Sinne einer geistlichen Begleitung Schritte zur persönlichen Entwicklung und Wiedergutmachung ausgemacht oder bei tiefergehenden Problemen weitere Angebote vermittelt.
Am Ende gibt der Priester in der Sendung Jesu die so genannte Lossprechung mit dem Kreuzzeichen als Symbol der Versöhnung mit Gott und des Auftrags, mit sich und den Mitmenschen diese Versöhnung tatkräftig umzusetzen. Der Priester muss das Beichtgeheimnis halten und steht im Normalfall für eine weitere Begleitung zur Verfügung.
c. Beziehungen
Die Beichte betrifft im Grunde alle vier Dimensionen unseres Beziehungslebens. Im Vordergrund steht freilich unser Umgang mit unseren Mitmenschen; der ist jedoch stark geprägt von den Erfahrungen, die wir mit unseren Mitmenschen bis jetzt gemacht haben. Beides bedarf Zeit unseres Lebens einer Neuinterpretation und im Bedarfsfall einer heilsamen Klärung. Hinter unserem Umgang mit anderen steht dazu unser Umgang mit uns selbst. Wer sich selbst nicht liebt, kann auch andere nicht wirklich lieben – wer sich selbst nicht vergibt, kann die Vergebung der anderen nicht wirklich annehmen.
Damit haben wir aber ein bestimmtes Verhältnis zur Welt als Ganzes mit dabei: Wenn ich die Welt, wie sie für mich ist, nicht annehmen und gestalten will, damit allen, inklusive mir, die Liebe Gottes zuteilwerden kann, dann werde ich auch nicht alles daransetzen, mich zu versöhnen und zu verändern, damit andere sich versöhnen und verändern können. Und hier zeigt sich deutlich unsere Beziehung zu Gott, der ja in allem mit uns Gemeinschaft feiern will – aber nur, wenn wir das auch wollen. Die Kernfrage der Beichte betrifft somit nicht reduktiv die Schuld, sondern umfasst mein Wesen und meine Beziehungen als Ganzes, um mir zu helfen, Gott und seine Fülle für andere und mich immer mehr ins Leben zu bringen.