Was bedeutet das Sakrament der Weihe?
Durch die Taufe haben alle Christen Anteil am allgemeinen Priestertum – in Christus haben wir alle einen direkten Zugang zu Gott, unserem Vater. Im Christentum sind daher die Priester nicht Vermittler zwischen Gott und den Menschen (das ist Gott in Christus selber), sondern Diener der Gemeinschaft.
Christus hat Apostel eingesetzt, damit sie die Gemeinde lehren und leiten – als Dienst aus seinem Geist. Das Apostelamt hat sich in der Kirche zu den Dienstämtern Bischof, Priester und Diakon entfaltet.
Das Sakrament wird in diesen drei Weihestufen vom Bischof durch Gebet, Handauflegen und Salbung – derzeit nur an Männer – gespendet.
Was benötige ich dazu?
Die entsprechende Berufung. Diese muss von den zuständigen kirchlichen Oberen und der Gemeinschaft der Glaubenden sorgfältig geprüft werden. Aufgrund dieser Prüfung entscheidet der Bischof über die Zulassung zur Weihe.
Häufige Fragen:
- Warum dürfen Priester nicht heiraten?
Das Zölibat ist eine Tradition der röm.-kath. Kirche seit 1000 Jahren. Die lateinische Kirche hat ihre Priester nach dem geistlichen Modell der Mönche (die immer schon ehelos lebten) auswählen wollen – und hat dadurch in schwierigen Zeiten viel Kraft erfahren. Die anderen christlichen Kirchen verpflichten nicht alle ihre Priester zum Zölibat. - Warum können Frauen nicht geweiht werden?
Die Tradition der katholischen und der orthodoxen Kirche beruft sich dabei auf die Tatsache, dass Christus nur Männer als Apostel eingesetzt hat – die 2000 jährige Tradition befestigt diese Position.
Die Weihe
Das Weihe Sakrament wird zusammen mit dem Sakrament der ehe als Sakrament des Diensts an der Gemeinschaft bezeichnet. Sie sind auf den dienst am anderen hin geordnet.
Im Grunde sind alle Sakramente auch dienst an der Gemeinschaft. Bei der ehe sind die Aspekte des Diensts am anderen und der eigenen Heiligung wohl nicht zu trennen.
Bleibt als eigentliches und direktes Sakrament im Dienst der Gemeinschaft das Weihe Sakrament. „für euch bin ich Bischof, mit euch bin ich Christ“, sagt der hl. Augustinus.
Priestertum
„Priester“ sind an sich die Vermittler zwischen Gott und den Menschen. Das Neue Testament kennt ein solches Priestertum nicht mehr, denn es gibt nur mehr einen Priester: Jesus Christus. In ihm sind Gott und die Menschheit verbunden.
Als Christen sind wir „Glieder am Leib Christi“. Wir haben in ihm einen direkten Zugang zum Vater. Daher brauchen wir keine anderen Vermittler. Durch die taufe haben wir Anteil an einem „allgemeinen Priestertum“ – dieses ist das fundamentale und wesentliche Priestertum in der Kirche.
Das „amtliche“ Priestertum steht im Dienst des allgemeinen Priestertums. Christus hat seiner Kirche das Sakrament der Weihe geschenkt, damit die wesentlichen dienste an der Gemeinschaft seines priesterlichen Volkes durch seine zeichenhaft vermittelte Gnade gesichert und nicht von der persönlichen Heiligkeit einzelner abhängig ist.
Daher handelt der Priester in seiner sakramentalen Aufgabe „in der Person Christi“. Das erhebt ihn keinesfalls über andere. Vielmehr tritt seine Person ganz hinter der Person Christi zurück, dessen Kreuzesopfer ein für allemal und universal wirkt.
Lehre, Gottesdienst und pastorale Leitung sind also als wirklicher dienst und nicht als Herrschaft auszuüben – nur so entspricht es dem, der der eigentlich handelnde ist: Christus.
Drei Weihegrade
Jesus hat die Apostel eingesetzt, damit diese Dienste in seiner Kirche für die gläubigen geleistet werden. Noch zu Lebzeiten der Apostel hat sich dieses Dienstamt entfaltet und unterschiedliche Schwerpunkte hervorgehoben. Geschichtlich haben sich daraus die Weihegrade Bischof, Priester und Diakon entwickelt, die wir heute kennen.
Die Bischöfe repräsentieren die Fülle des Weiheamtes. Ihre Helfer und mitwirkende in dieser Aufgabe sind die Priester. Die Aufgabe des Diakones betont den Dienst an der menschlichen Bedürftigkeit in besonderer Weise. Die genaue Aufteilung und Abgrenzung der Aufgaben sind auch Ergebnis einer historischen Entwicklung. Geschichte ist eben auch Heilsgeschichte.
Wer kann weihen?
Die Erteilung aller weihegrade kommt alleine dem Bischof zu. Da die Weihe zum Dienst an der Gemeinschaft bestimmt ist, ist die Einheit dieser Gemeinschaft ein wichtiges orientierungs-kriterium.
So ist es in der katholischen Kirche brauch von alters her, dass ein Bischof von mehreren Bischöfen gemeinsam geweiht ist. Unter strengster strafe ist es verboten, einen Bischof ohne Zustimmung des Bischofes von Rom, der als Träger des Petrusamtes eine zentrale Aufgabe der Wahrung der Einheit erfüllt, zu weihen.
Gültig weiht ein Bischof allerdings auch alleine und ohne päpstliche Zustimmung zum Bischof – doch stellen sich in diesem Fall weihender und geweihter automatisch aus der Gemeinschaft der Kirche ins Abseits.
Wer kann geweiht werden?
Niemand kann sich selbst zum Bischof, Priester oder Diakon bestimmen. Niemand hat einen Anspruch darauf, geweiht zu werden.
Wenn jemand die Berufung zum Dienst als Diakon oder Priester verspürt, gilt es, diese Berufung von der Gemeinschaft der Kirche prüfen zu lassen. Die verantwortlichen haben sich dieser Prüfung mit spiritueller Offenheit und Gründlichkeit zu widmen. Verantwortlich sind die Ausbilder, der Bischof, Mitbrüder im priesterlichen dienst und Laien, die einen Einblick in Entwicklung und Tätigkeit des Kandidaten gewinnen konnten.
Aus der Tatsache, dass Jesus nur Männer als Apostel berufen hat, leitet die katholische Kirche in ungebrochener Tradition die Regelung ab, nur Männer in den Dienst der Weiheämter berufen zu sehen. Darin ist sie den orthodoxen Kirchen verbunden, die betonen, dass der Priester Ikone (Bild) Christi zu sein habe. Die evangelischen Kirchen anerkennen die Weihe nicht als Sakrament, daher gibt es in ihnen weder geweihte Männer noch Frauen – doch werden dort (ohne weihe) Männer und Frauen in den Weiheämtern vergleichbare Funktionen berufen.
In der lateinischen Kirche hat sich seit dem 12.jahrhundert – ii. Laterankonzil 1139 unter Papst Innozenz ii – )die Praxis durchzusetzen begonnen, nur ehelos lebende Männer zu Priestern zu weihen. Die prägende, erneuernde kraft der Orden (die wohl das gesamte zweite Jahrtausend der Kirchengeschichte spirituell entscheidend geformt hat) dürfte dafür maßgeblich gewesen sein. In jüngerer Zeit wurde die Übung wieder aufgenommen, auch verheiratete Männer zu Diakonen zu weihen.
In orthodoxen Kirchen (auch in deren mit Rom unierten zweigen) hält sich die ältere Praxis, auch verheiratete Männer zu Priestern zu weihen. Diese Kirchen kennen allerdings auch eine reiche spirituelle Kultur der Mönche – und die Bischöfe werden nur aus dieser zölibatären gruppe ausgewählt.
Die gottgewollte jeweilige historisch-heilsgeschichtliche Form der Weiheämter wird sich immer aus tiefer spiritueller Verbundenheit mit Christus, dem einzigen Hohepriester, finden lassen.