Unsere Pfarrkirche

Die neugestalteten Elemente der liturgischen Orte in der Pfarrkirche St. Gertrud der Pfarre Währing setzen in ihrer formalen Gestaltung und in der Wahl der Materialien die Bereitschaft fort, eingebunden in den traditionellen Rahmen der baulichen Gegebenheiten Ausdruck zeitgemäßen christlichen Lebens zu sein.

Wie das Licht durch die restaurierten und neugestalteten Gläser den Raum durchflutet, sollen gläubige Menschen ihn mit Leben füllen!

Die Hl. Gertrud wurde 626 als Tochter Pippins des Älteren, des Stammvaters der Karolinger, in Nivelles südlich von Brüssel geboren,  wo sie dann auch als  Äbtissin des von ihrer Mutter, der Hl. Iduberga, gegründeten Klosters wirkte. Sie ragte durch große Kenntnis der Heiligen  Schrift und tätige Nächstenliebe hervor. Zur Unterweisung in der Heiligen Schrift ließ sie Bücher aus Rom kommen und berief  irische Wandermönche in ihr Kloster.

Sie starb im Alter von nur dreiunddreißig Jahren am 17. März 659, dem Fest des von ihr sehr verehrten Hl. Patrick, der Irland christianisiert hatte. Dieser Gedenktag, zugleich auch der Festtag unserer Heiligen, ist ein Frühlingslostag, weshalb sie als Patronin der Gärtner und Gemüsezüchter, der Reisenden und der wandernden Handwerksburschen gilt. Sie wird auch für das Gedeihen der Feldfrüchte und gegen Ratten- und Mäuseplagen angerufen.

Das Gertrudfenster stellt sie als Äbtissin mit einer Krone umgeben von einem Blumenkranz dar. An ihrem Äbtissinnenstab klettern Mäuse empor.

Nach Entwurf von Leopold Forstner (1878 – 1936) wurde es 1934 für das neu errichtete Presbyterium der erweiterten Pfarrkirche hergestellt und ist zuletzt durch Mag. Heinz Ebner, der die neuen liturgischen Orte der Gertrudkirche geschaffen hat, für das mittlere Fenster an der Ostseite adaptiert worden. Von dort sendet es, die anderen Fenster der Ostseite in die Komposition einbeziehend, seine Strahlen aus.

Abb 1

Die vier hohen Nordfenster bilden eine Einheit, der ein wohl durchdachtes Programm mit dem Thema Erlösung zugrunde liegt. Der Weg zur Erlösung wird in vier Schritten beschrieben:

Im ersten Fenster die Verheißung, in den weiteren Fenstern Glaube, Liebe und Vollendung. Wie im vertikalen Aufbau der Bilder ein Gedanke durchgeführt wird, so auch in der horizontalen Anordnung der Darstellungen. Ganz oben in der Rundung  der Fenster erscheinen die vier großen Propheten: Jesajas, Jeremias, Ezechiel und Daniel.

Die zweite Gruppe in der Mitte der Fenster bilden die vier Evangelisten: Matthäus, Markus, Lukas und Johannes. Darunter sind in jedem Fenster Darstellungen aus dem Alten Testament zu finden: Der Sündenfall mit der Verheißung der Erlösung, Abraham, Moses und David. Die Beziehung der einzelnen Bilder zueinander wird durch  Inschriften in Großbuchstaben klargestellt. Es handelt sich um Texte, die der Heiligen Schrift entnommen sind. Am unteren Rand der Fenster befinden sich Widmungsinschriften mit den Namen der Stifter der Scheiben. Wegen der gebotenen Kürze des Textes können sie in der Regel hier nicht wiedergegeben werden.

Die besonders eindrucksvollen Bildfenster der Nordseite nach Entwurf des Malers Heinrich Tahedl (1907 – 1985), der sich schon früh der Gestaltung von Glasfenstern zuwandte, und die des westlichen Ganges nach Entwurf von Inge Hölzl wurden von 1934 – 1936 fertig gestellt. Die Ausführung aller dieser genannten Fenster oblag der einstigen Glasmalereiwerkstätte Franz X. Götzer in Wien XVIII., Schulgasse 34.

Abb 8

Im ersten Fenster Ankündigung und Geburt des Erlösers. Unter dem Propheten Jesajas: Die Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebären (Jes. 7, 14) und eine Gruppe Israeliten. Unter dem Evangelisten Matthäus: Von ihr wurde Jesus geboren (Mt. 1, 16). Darunter Maria mit dem Jesuskind auf der Mondsichel thronend, umgeben von den Strahlen der Sonne. Auf sie bezieht sich das folgende Schriftwort, mit dem nach dem Sündenfall die Schlange verflucht wird: Sie wird dir den Kopf zertreten. Du wirst ihrer Ferse nachstellen (Gen. 3, 15). Schließlich ist die Vertreibung Adams und Evas aus dem Paradies zu sehen.

Das zweite Fenster weist den Weg des Glaubens. Unter dem Propheten Jeremias: Ich will ihnen ein neues Herz geben, mich zu erkennen (Jer. 24, 7) und Figurengruppe. Unter dem Evangelisten Markus das Bekenntnis des Vaters des besessenen Jungen: Ich glaube, Herr, hilf meinem Unglauben (Mk. 9, 24). Es folgen zwei Szenen mit Abraham, dem Vater aller Glaubenden, der bereit ist, seinen Sohn Isaak zu opfern, an dessen Stelle dann aber auf Geheiß eines Engels ein Widder als Opfertier tritt. Dazu ist das Pauluswort zu lesen: Der Glaube ward dem Abraham zur Gerechtigkeit angerechnet (Röm. 4, 22).

Das dritte Fenster zeigt die Liebe als die Erfüllung des Gesetzes auf. Unter dem Propheten Ezechiel: Ich gebe euch ein neues Herz und senke einen neuen Geist in euer Inneres (Ez. 36, 26) und Gruppe von drei Engeln. Unter dem Evangelisten Lukas: Du sollst den Herrn deinen Gott lieben (Lk.10, 27). Es folgen zwei Szenen, Moses, der auf dem Sinai die Gesetzestafeln empfängt, und eine Gruppe von aufblickenden Israeliten, dazwischen das Schriftwort: Ich gab ihm das Gesetz des Lebens und der Einsicht (Jes. Sir. 45, 5). Am unteren Rand Herz Jesu- und Herz Maria-Bild mit der Inschrift: Aus Dankbarkeit / Entwurf von Heinrich Tahedl / Ausführung Franz Götzer.

Das vierte Fenster zeigt die Vollendung durch Christus, den König. Unter dem Propheten Daniel in Bezug auf die Vision des Menschensohns: Sein Reich soll unzerstörbar sein. Gott sei gelobt (Dan. 7, 14) und Gruppe von vier Figuren. Unter dem Evangelisten Johannes die Worte Jesu vor Pilatus: Mein Reich ist nicht von dieser Welt (Joh. 18, 36).Es folgen zwei Bilder, die sich auf König David als Vorbild der Herrschaft Jesu Christi beziehen, David mit der Harfe und eine Gruppe von Israeliten mit der Bundeslade. Dazwischen der Psalmvers: Von Meer zu Meer herrsche er, von Strom bis an der Erde Enden (Ps. 72, 8). Am unteren Rand die Inschrift: Die Pfarrgemeinschaft ihrem Pfarrer Msgr. Albert Schubert zum 60. Geburtstag und dem Andenken seiner Mutter Philomena. Rechts und links davon die Darstellungen der Namenspatrone der Genannten. Es sei darauf hingewiesen, dass Pfarrer Schubert, unter dem die Kirchenerweiterung stattfand, auch bei der Ausarbeitung des theologischen Programms für die Bildfenster Feder führend war.

Die untere Fensterreihe der Nordwand zeigt verschiedene Heilige, die in ganzer Figur wiedergegeben sind.

Auf dem ersten Fenster ist der heilige Leopold, der Landespatron Niederösterreichs, zu sehen. Die Inschrift lautet: Heiliger Leopold schütze Österreich. Wie auch in den folgenden Fenstern befindet sich am unteren Rand eine Widmungsinschrift, doch nur an diesem Fenster sind die Initialen des entwerfenden Malers Heinrich Tahedl, T. H., links unten im Bild zu sehen.

Auf dem zweiten Fenster, das 1935 datiert ist, wird die Hl. Teresa von Avila, der einer der beiden bei der Kirchenerweiterung abgekommenen barocken Seitenaltäre geweiht war, als Fürsprecherin angerufen. Die große spanische Mystikerin und Kirchenlehrerin ist an den Attributen Pfeil und Buch zu erkennen.

Im dritten Fenster ist die Hl. Barbara mit Kelch und Hostie in der Linken, dem Schwert, mit dem sie enthauptet wurde, in der Rechten dargestellt. Sie wird in der Inschrift um eine gute Sterbestunde gebeten. Links unten im Bild hat sich unscheinbar der Glasmaler verewigt: Fr. Götzer Wien XVIII.

Das vierte Fenster zeigt Johannes den Täufer in den Wellen des Jordan. Auf einem Schriftband, das sich um die Pflanzen des Landschaftshintergrundes schlingt, ist zu lesen: Ecce agnus dei. Auch die sprechenden Gesten des Täufers scheinen auf das „Lamm Gottes“  hinzuweisen. Eine weitere Inschrift lautet: Heiliger Johannes Täufer Jesu Christi bitte für uns.