Auf einem Hügel seitlich der Gentzgasse steht die Kirche St. Josef-Weinhaus, die etwa 125 Jahre alte Kirche (Baubeginn 1883, Kirchenweihe 1889) der etwa 3600 katholische Christinnen und Christen zählenden Gemeinde, flankiert von Pfarrhaus und Pfarrheim. Die Kirche ist ein neugotischer, in den Proportionen sehr schöner Ziegelbau, entworfen vom Architekten des Wiener Rathauses, Dombaumeister Friedrich Freiherr von Schmidt.
Die Kirche St. Josef-Weinhaus ist geöffnet:
- Sonn- und Feiertage 9:00–20:00
- Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag 7:30–19:00
- Mittwoch, Freitag 8:00–19:30
Kirchenbeschreibung
Diese Kirchenbeschreibung beruht auf dem 1985 veröffentlichten Kirchenführer, der in der Kirche aufliegt. Veränderungen seither wurden berücksichtigt, ein Abschnitt über die Krippe wurde hinzugefügt.
Für Informationen bezüglich der Kirchenchronik schrieb Birgit Snizek das Buch “Geschichte und Geschichten rund um die Pfarrkirche St. Josef-Weinhaus 1784-2014” (Der Verlag Dr. Snizek e.U., ISBN 978-3-9502916-3-6), welches Sie zum Preis von 29,90 € auch im Pfarrsekretariat oder in der Sakristei erhalten können. Zudem gibt es auch Postkarten der Weinhauser Kirche.
Erbauer der Kirche
Die Pfarrkirche St. Josef in Weinhaus wurde unter Pfarrer Dr. Joseph Deckert (1843-1901, Pfarrer ab 1874) erbaut. Als Pfarrer Deckert die Pfarre Weinhaus übernahm, wurde die Kapelle des heute nicht mehr existenten Czartoryski-Schlössels in der Währinger Straße als Pfarrkirche genutzt. Im Jahr 1883 wurde mit dem Bau der Weinhauser Pfarrkirche begonnen, die an das 200-jährige Jubiläum der Befreiung Wiens von der (so genannten) Türkenbelagerung erinnern sollte. Die Kirche wurde bereits vor der Vollendung im Jahr 1889 geweiht. Im Vorraum der Kirche ist eine Widmungstafel angebracht, die über die Intention des Kirchenbaus, die Planung und Einweihung Aufschluss gibt.
Gesamtblick
Der Plan der neugotischen dreischiffigen Kirche stammt von Dombaumeister Friedrich Freiherr von Schmidt. Im Norden wird das Mittelschiff durch ein fünfeckiges Presbyterium abgeschlossen. Über dem Hauptportal im Süden erhebt sich der Turm von 65 Metern Höhe, der von zwei Treppentürmchen flankiert ist, welche die Verbindung zum Orgelchor und zum Läutboden bilden. Das Hauptportal selbst, dessen Tympanon in den Hohlkehlen mit Blätterschmuck geziert ist, wird von einem mächtigen, durch Krabben belegten Giebel gekrönt. Den Übergang von der Hauptfassade zu den Steinmauern bilden zweireihig ornamentierte Fialen. An das Presbyterium ist rechts die Werktagskapelle (früher Loreto- bzw. Tauf-Kapelle) angebaut, links die Sakristei. Baumeister war Johann Schmalzhofer. Die Steinmetzarbeiten wurden von der Firma Eduard Hauser ausgeführt.
Im Außenbereich der Kirche finden sich verschiedene Tafeln des Gedenkens: rechts vom Hauptportal das Gedenken an die Gefallenen des Zweiten Weltkrieges; links vom Hauptportal die Tafelkomposition zur Aufarbeitung der Geschichte um die antisemitischen Aktivitäten von Pfarrer Joseph Deckert und zum heutigen Blick der Kirche auf ihr Verhältnis zum Judentum.
Am Fuß des Kirchenbergls findet sich rechts die Bezirkstafel zum Bezirksteil Weinhaus mit einer Kurzbeschreibung der Kirche auf der Rückseite.
Die Kirchenschiffe sind durch Säulen voneinander getrennt. Von den Heiligenfiguren, die früher an diesen Säulen angebracht waren, gibt es noch vier: die Apostel Petrus und Paulus links und rechts oberhalb der ehemaligen Kommunionbank (Arbeiten des Südtiroler Holzschnitzers Stuflesser aus Gröden) sowie die Herz-Jesu-Statue und die Statue der Rosenkranzkönigin oberhalb der heutigen Kommunionstufe (Arbeiten des akademischen Bildhauers Josef Weyrich aus Wien).
Hochaltar
Unmittelbar neben dem Tabernakel, oberhalb der Leuchterbank, befinden sich zwei Halbrelieftafeln: links das Brandopfer Abels, rechts Abraham mit Isaak. Der reich geschnitzte neugotische Altaraufsatz besitzt neun Nischen. Über dem Tabernakel befindet sich die Expositionsnische, in der früher das Allerheiligste zur Anbetung ausgesetzt wurde. Die meiste Zeit des Jahres steht in dieser Nische ein Kruzifix mit zwei Engeln. Während der Weihnachtszeit wird die Kreuzigungsgruppe gegen ein so genanntes „Prager Kindl“ ausgetauscht, in der Osterzeit bis Pfingsten durch eine Darstellung des Lammes auf dem Buch mit den Sieben Siegeln (nach der Offenbarung des Johannes). Darüber steht die Statue des hl. Josef (akademischer Bildhauer Josef Weyrich aus Wien). Der Altar selbst und die übrigen Figuren stammen vom österreichischen Bildhauer Josef Kepplinger.
Die Auswahl der Figuren ist kein Zufall – dahinter steht ein klares theologisches Konzept:
Natürlich ist er zunächst ein Josefsaltar . Deshalb steht Josef auch im Zentrum und ist größer als alle anderen Figuren des Altars. Aber es ist schon interessant, dass Josef nicht allein dargestellt ist, sondern in einer theologisch sehr interessanten Personenkonstellation. Oberhalb ist Maria, darunter befindet sich eine Nische, in der sich – je nach der Zeit im Kirchenjahr – ein Prager Kindl (Weihnachtszeit), ein Kruzifix mit zwei Engeln (die meiste Zeit des Jahres) oder das Lamm auf dem Buch mit den sieben Siegeln aus der Offenbarung des Johannes (Osterzeit) befindet. Diese Mittelachse entspricht der natürlichen Familie Jesu. Auf halber Höhe der Marienfigur sind Marias Eltern, Joachim und Anna, dargestellt, die Großeltern Jesu . Auch wenn nichts über sie in der Bibel steht, gehören sie doch ganz in diese Geschichte: Denn jedes jüdische Kind lernt Glauben und Tradition bei den Eltern kennen und sieht zuallererst an ihnen (oder sieht es eben nicht), was es heißt, im Gehorsam auf Gottes Wort zu leben.
Rechts und links von Josef, etwas tiefer stehend, finden wir je zwei Figuren, die den Rahmen der natürlichen Familie sprengen: links außen den Apostel Jakobus, daneben Paulus, rechts außen Johannes den Täufer, daneben Petrus. (Vergleicht man die Darstellung der an den Seitenwänden der Apsis angebrachten Figuren von Petrus und Paulus mit den beiden inneren Figuren der Vierergruppe, legt sich diese Zuordnung wegen der farblichen Übereinstimmung der Kleidung nahe, auch wenn die Attribute verloren gegangen sind.) Johannes, der Wegbereiter Jesu, den Jesus selbst als den Größten im sog. Alten Bund bezeichnet: „Seht das Lamm Gottes“ – er gehört ganz in die Heilsgeschichte hinein, die nicht erst mit Jesus, sondern schon lange vorher beginnt. Sein gewaltsamer Tod auf Befehl des Königs Herodes hängt damit zusammen, dass er vom Juden Herodes ein Leben nach der Tora einforderte. Jakobus, der Apostel der Urgemeinde in Jerusalem, einer der Zwölf, die Jesus – wie die Bibel sagt – geschaffen hat als den Anfang des endzeitlichen, d.h. erlösten, Gottesvolkes, steht zugleich stellvertretend für seine Gemeinde da – jüdische Zeugen der Auferstehung. Petrus und Paulus – rechts und links von Josef – kostbare Säulen der Frühgeschichte der Kirche, Väter unseres Glaubens, die auch dafür stehen, dass die Kirche immer beides braucht, Amt (Petrus) und Charisma (Paulus), um authentisch Kirche bleiben zu können.
So ist hier also beides vereint: die natürliche Familie Jesu und seine „Glaubensfamilie“, die neue Familie, die entsteht aufgrund einer gnadenhaften Gemeinsamkeit: Wer den Willen meines Vaters tut, sagt Jesus einmal, der ist mir Bruder und Schwester und Mutter.
Dann sind da noch die zwei kleinen Reliefs am Fuß des Altaraufbaus: links das Opfer Abels, rechts Abraham und Isaak auf dem Weg zum Berg Moria. Kain und Abel, die Bildgeschichte über unsere erbsündige Natur, die ständige Missgunst: Hat der andere etwas, was ich nicht habe? Ist das, was ich habe/kann, weniger wert als das, was er hat/kann? Komme ich vielleicht zu kurz? Das Anerkannt-sein-Wollen, das Konkurrenzdenken, der Neid – wir machen einander das Leben schwer, weil jeder besser, mehr geliebt sein und mehr gelten will als der andere.
Die Lösung gibt es schon – aufgezeigt in der Geschichte von Abraham und Isaak, die irreführend oft „Opferung Isaaks“ genannt wird, wo es doch eigentlich „Bindung Isaaks“ heißt. Es geht um die Bindung des Sohnes an den Glauben des Vaters: Weil Abraham in seinem Verhalten deutlich macht, dass es nichts gibt, was über dem Wort Gottes steht – kein eigener Wunsch, keine eigene Sehnsucht oder Vorstellung –, kann Isaak von ihm lernen, was Glauben heißt. Abraham lernt in dem Vorgang, dass Gott nicht Menschenopfer will, aber die Hingabe des Lebens an seinen Willen. Die lateinische Inschrift über dieser Szene heißt: „Er trug sein Holz selbst“ und deutet damit auf Christus hin, der sein Kreuz auch selbst getragen hat und seinen Tod angenommen hat als Konsequenz seines ganz an den Willen Gottes hingegebenen Lebens – damit auch wir zum Glauben kommen können.
Angelika Matzka
Seitenaltar Tod Josefs
Der Seitenaltar “Tod Josefs” ist ein geschnitzter neugotischer Flügelaltar im rechten Kirchenschiff. In der Predella (unterer Altaraufsatz) ist eine Halbrelieftafel eingelassen, die die Armen Seelen im Fegefeuer zeigt, mit Maria, die bei Christus für sie bittet – der Auferstandene ist oberhalb der Armen-Seelen-Gruppe dargestellt. Diese Tafel war durch zwei weitere Tafeln auswechselbar: Anbetung des göttlichen Kindes durch die Hirten und Huldigung durch die Weisen aus dem Morgenland. Diese beiden Tafeln sind jetzt im linken Seitenschiff an der Südwand angebracht. Das Mittelstück des Altares zeigt in geöffnetem Zustand das Sterben des hl. Josef, umgeben von Jesus, Maria und zwei Engeln. Die beiden Flügel stellen in vier Bildtafeln die Flucht nach Ägypten, den zwölfjährigen Jesus inmitten der Gesetzeslehrer im Tempel zu Jerusalem, die heilige Familie und die Auferstehung Christi dar. Die in der Fastenzeit geschlossenen Flügel zeigen die Fußwaschung, das letzte Abendmahl, das Leiden Christi am Ölberg und die Gefangennahme Jesu. In der reich verzierten Altarbekrönung befindet sich als Mittelfigur eine Statue des Erzengels Michael, links davon die des hl. Vinzenz von Paul, rechts jene das hl. Franz von Sales. Die Skulpturen des hl. Bernhard von Clairvaux und des hl. Bernhard in von Siena, die in halber Altarhöhe angebracht sind, sind nur bei geschlossenen Flügeln sichtbar.
Seitenaltar Vermählung Mariens
Der Seitenaltar “Vermählung Mariens” befindet sich im linken Seitenschiff. Über dem Altartisch ist ein Tabernakel für die Karwochenliturgie, flankiert von zwei Engelsfiguren. Der Mittelteil des Altars stellt die Vermählung von Maria und Josef dar. Die Altarflügel zeigen in geöffnetem Zustand die Geburt Mariens, ihre Aufnahme in die Tempelschule („Mariä Opferung“ oder „Tempelgang Mariens“), die Verkündigungsszene und das Traumgesicht des hl. Josef (Aufforderung zur Flucht nach Ägypten). Bei geschlossenen Flügeln (Fastenzeit) sind vier Passionstafeln zu sehen, und zwar Jesus vor dem Hohen Rat, die Verleugnung Jesu durch den Apostel Petrus, die Geißelung und die Dornenkrönung. In der Mitte der Altarbekrönung befindet sich die Figur des Erzengels Gabriel, links davon die hl. Theresia von Lisieux, rechts die hl. Theresa von Avila. In halber Höhe des Altars sieht man bei geschlossenen Flügeln links einen hl. Abt oder Bischof, rechts die hl. Klara.
Altar der schmerzhaften Muttergottes
Der Altar der schmerzhaften Muttergottes wird wegen der zu Füßen der Pietà angebrachten Inschrift “Gedenket der Armen Seelen” auch Armenseelenaltar genannt. Über dem steinernen Altartisch erhebt sich ein reich gegliederter geschnitzter Altaraufsatz, der in seinem Mittelteil ein von zwei Säulen getragenes Kapellchen bildet. Im Hintergrund ist ein Ölgemälde, welches die drei leeren Kreuze auf dem Kalvarienfelsen darstellt, davor eine fast lebensgroße Pietà. Bei genauem Betrachten der Kleidung der Maria bemerkt man, dass sie goldene Schuhe trägt – ein Vorrecht, das in früheren Zeiten nur Kaiserinnen und Königinnen bei ganz besonders feierlichen Anlässen vorbehalten war. Es erinnert daran, dass Maria auch „Königin des Himmels“ bezeichnet wird.
Ein Besucher unserer Pfarrkirche hat seine Gedanken am Altar der schmerzhaften Muttergottes für uns aufgeschrieben:
Kirchliche Kunst (hier Malerei und Skulptur) war nie bloße Illustration nach dem Motto: Wer des Lesens nicht mächtig ist, kann ja Bilder anschauen.
Jedes Bild ist eine Neu-Schöpfung, eine Er-Findung, die eine theologische Realität erfasst.
Um 1300 n. Chr., ausgehend von Nordfrankreich/ Flandern, taucht solch ein neues Motiv auf: das „Vesperbild“, das drastisch den geschundenen gequälten, in Todesstarre verzogenen, Leichnam Jesu mit dem Bild der trauernden, in herrschaftlicher Würde und Schönheit sitzenden Mutter kontrastiert, mehr Bild der Kirche als der eben leidgeprüften Mutter. Kein biblischer Text kennt diese Gleichzeitigkeit der beiden, im Bild vereinten, Ausdrucksformen. Aus persönlicher Erfahrung, aus Empathie, aus mitleiden könnendem Gemüt entspringt ein „neues“ theologisches Bild, das weit über die menschliche Erfahrung hinausreicht.
Da ist zunächst das Bild der Mutter Maria, die das Kind in ihren Armen hält. Anders als hier ist bei vielen Vesperbildern (selbst noch bei der Pietà Michelangelos) der tote Jesus kindhaft klein und lässt Maria so stärker als Mutter ihres Kindes erscheinen, oft ist umgekehrt die Mutter des Vesperbildes nicht gealtert und erscheint so eher als Braut.
Schauen wir unser Bild an, so gibt es uns gleichsam das wieder, was Gott in seinem Schmerz sieht: dass er in diesem Moment aus menschlicher Sicht her endgültig mit seinem Sohn gescheitert ist.
Es zeigt seinen Sohn, verraten und verlassen von seinen Jüngern, verurteilt und ausgeliefert von seinem Volk, von den Heiden als Verbrecher ans Kreuz geschlagen. Aus dem Kind ist der Gescheiterte geworden, ihn hält die Mutter (Kirche) in den Armen.
Klarste Theologie, wie sie nur eine Kirche hervorbringen kann, die ihre eigene Schuld, ihre Zerrissenheit reflektiert und bekennt. Und flehentlich nach Erneuerung an Haupt und Gliedern ruft.
Nun stehen wir aber nicht nur vor einem Bild dieser Kirche, sondern vor dem im Volksmund „Armenseelenaltar“ genannten Altar der schmerzhaften Muttergottes in Weinhaus, sozusagen mitten unter uns.
Wenn wir die Inschrift „Gedenket der Armen Seelen“ ernst nehmen, dann dürfen wir der Frage, was heute an uns unerlöst im Fegefeuer sitzt, nicht ausweichen. Unser neugotisches Bild verweist z. B. auf eine Not, die bis in unsere Gegenwart schmerzhaft das Gesicht der Kirche prägt: Das Auseinanderfallen von Kirche und moderner Gestaltung, was nicht nur ein ästhetisches Problem ist.
Seit dem 19. Jh. taucht eine Welt auf, die scheinbar auf Religion verzichten kann, und die Kirche ihrerseits fand und findet vielfach den Zugang zu dieser modernen Welt nicht. Und viele empfinden wohl auch dieses Auseinanderfallen nicht so stark, es nimmt der Kirche aber eine Form der Sprache in unserer Zeit.
Auch unser Bild spricht davon, es ist Ausdruck dieser „Wunde“: Der unbekannte Künstler findet keine „zeitgenössische Sprache“ für die Glaubens-Erfahrung dieses Bildes, so greift er zurück auf die Darstellungsmuster einer früheren Epoche, eben des 13., 14. Jh., erreicht aber nicht mehr die Dichte früherer Jahrhunderte. In nicht wenigen Beispielen öffnete dieses Nichtfinden dem Kitsch die Tür in der Kirche und der Welt überhaupt.
Und noch eines: Es bedarf der fast schon simplen Malerei der drei Kreuze im Hintergrund, um überhaupt den Ort des Geschehens zu bezeichnen, nichts schimmert in dem Kunstwerk davon durch, dass hier mit Maria die Tochter Zion, die Jungfrau Israel sitzt, denn nur dies anzeigend kann Maria auch als Mutter Kirche verstanden werden, die den toten Jesus zu tragen hat.
Dieser Altar wird viele von uns, denen die Katholische Kirche und der Kirchenraum von St. Josef-Weinhaus noch vertraut, ja sogar Heimat geworden sind, ansprechen. Es gibt aber die große Zahl von Menschen, die ein solches Bild bereits übersehen, sich jedenfalls von ihm nicht mehr mit der Frage konfrontieren lassen, wer dieser Jesus von Nazareth ist, und kaum werden sie sich den in der Inschrift genannten Armen Seelen zurechnen.
Das lässt bei uns die Frage zurück: In welcher Sprache können wir ihnen erzählen, was wir im Glauben gesehen haben, so, dass es auch ihr Denken und Empfinden erreicht?
Bruno Alber
Kreuzaltar (früher Antonius-Altar)
Vom Antonius-Altar, der ähnlich wie der Altar der schmerzhaften Muttergottes einen reich geschnitzten Altaraufsatz besaß, ist nur mehr die Statue des hl. Antonius erhalten, die auf einem Podest rechts vom Altar steht. Der Altaraufsatz wurde im Jahre 1962 durch das bis dahin über dem Sakristeieingang angebrachte Kruzifix (des Pötzleinsdorfer Bildhauers Franz Barwig des Älteren, von dem auch die vier ersten Kreuzwegstationen stammen) ersetzt.
Seit 2013 wird hier beim Kreuzaltar in der Weihnachtszeit (von Weihnachten bis etwa Darstellung des Herrn) die Krippe aufgestellt.
Werktagskapelle (früher Loreto- bzw. Taufkapelle)
Über dem steinernen Altartisch befand sich früher ein aus der alten Pfarrkirche stammendes Bild: Maria mit dem Jesuskind an der Mutterbrust. Dieses Bild wird Lucas Cranach zugeschrieben und befindet sich derzeit im Diözesanmuseum. In einer Nische an der rechten Kapellenwand wird heute im Winter die vom Südtiroler Holzschnitzer Stuflesser aus Gröden gefertigte Marienstatue aus der Mariengrotte des Rosenkranzwegs aufgestellt. Links, am Übergang zum Presbyterium, steht auf einem Podest an der Wand eine Figur des Auferstandenen, kein herausragendes Kunstwerk, aber doch ein schlichtes Zeugnis des Glaubens ihres (unbekannten) Schöpfers.
Kirchenfenster I
Der Altarraum besitzt fünf große gotische Spitzbogenfenster. Das Mittelfenster (durch den Hochaltar fast ganz verdeckt) zeigt die allerheiligste Dreifaltigkeit, darunter Engel, die dem hl. Josef in seiner Glorie Krone und Palmzweig reichen. Die beiden mittleren Fenster sind biblischen Szenen gewidmet: im linken Fenster Geburt und Beschneidung Jesu, im rechten Anbetung der Könige und Darstellung Jesu im Tempel. Die beiden Fenster links und rechts neben der ehemaligen Kommunionbank sind mit einem Blumenmuster auf zart gemasertem Untergrund verziert.
Kirchenfenster II
In der Werktagskapelle befindet sich ein hübsches dreiteiliges Buntglasfenster. Der Mittelteil zeigt die hl. Familie bei der Arbeit, die Seitenteile zeigen die Eltern Mariens, Joachim und Anna. Dieses Fenster ist übrigens das einzige Buntglasfenster, das bereits bei der Weihe der Kirche vorhanden war. Alle übrigen farbigen Glasfenster wurden nach und nach in den Jahren 1889 bis 1900 an die Stellen der mit farblosen Butzenscheiben verglasten Kirchenfenster eingesetzt. Die Kirchenfenster in den beiden Seitenschiffen geben anhand von Heiligendarstellungen einen kurzen Überblick über die biblische Geschichte bzw. Kirchengeschichte.
Kanzel
Der Entwurf der Kanzel stammt von Dombaumeister Friedrich v. Schmidt und wurde von J. Pittel, Tischler in Mariaschein, ausgeführt. Die Kanzel zeigt in vier Halbrelieftafeln auf Goldmosaikhintergrund die vier Evangelisten mit ihren Symbolen.
Bis in die 1960er Jahre war die Kanzel der Ort der Verkündigung des Evangeliums und der Predigt.
Kreuzweg
Die ersten vier Stationen sind eine Arbeit des Bildhauers Franz Barwig des Älteren. Nach dessen Tod im Jahre 1931 wurde Bildhauer Kastner mit der Fertigstellung des Kreuzweges beauftragt, nachdem er zunächst zwei Stationen probeweise angefertigt hatte, die keinen Stilbruch zeigten (er hatte bereits in den zwanziger Jahren die Figuren der Weinhauser Krippe angefertigt). Die Arbeit ging trotz des Krieges und die dadurch bedingte Materialknappheit gut voran, und bereits im Dezember 1942 konnte die letzte Kreuzwegstation vollendet werden. Die Weihe des Kreuzweges, dessen Kosten zum größten Teil von Bewohnerinnen und Bewohnern des Carolusheimes unter großen persönlichen Opfern aufgebracht worden waren, erfolgte am 12. März 1943.
Orgel
Die Orgel stammt aus der Werkstatt der Gebrüder Mauracher in St. Florian und war ein Ausstellungsobjekt der im Jahr 1882 in Wien veranstalteten Musik- und Theaterausstellung. Es ist deshalb gut möglich, dass auch Anton Bruckner auf dieser Orgel gespielt hat. Den Entwurf für das Orgelgehäuse lieferte Architekt Heinrich Hollitzky, ein Schüler des Dombaumeisters Friedrich Freiherr v. Schmidt. Die Orgel wurde am 15. November 1892 in der Kirche aufgestellt und geweiht und im Jahre 1899 durch die Statue der hl. Cäcilia mit zwei Engelsgestalten ausgeschmückt. Im Jahre 1998 wurde die Orgel generalsaniert.
In den Jahren 2022 und 2023 erfolgte eine dringend notwendige Instandsetzung durch die Fa. Klais aus Bonn. Aus diesem Anlass wurde die Statue der hl. Cäcilia, der Patronin der Kirchenmusik, in der Mitte des Orgelprospekts restauriert und die historische Uhr im Glasfenster hinter der Orgel in die elektronische Zeitanlage der Kirche integriert.
Weihnachtskrippe
Die „große Krippe“ wurde 1922 von Pfarrer Lojka beim Bildhauer Leopold Kastner, einem frommen Künstler aus Wien-Meidling, in Auftrag gegeben. Der erste Teil, wahrscheinlich Josef, Maria und das Jesuskind, wurden schon 1923 beim Armenseelenaltar aufgestellt; ein eigener Opferstock stand dabei und wurde auch fleißig benutzt. 1927 schließlich war mit den heiligen drei Königen das Werk vollendet. Die Krippe war zu diesem Zeitpunkt schon so groß, dass im Benefiziatenhaus ein Depot gemietet werden musste, schreibt Pfarrer Lojka 1927; er bekam es allerdings kostenfrei. 2012 wurden die Kirchenfiguren liebevoll restauriert; die Krippe wird seither rechts beim Kreuzaltar aufgestellt, sodass sie für die Besucherinnen und Besucher unserer Pfarrkirche untertags gut zu sehen ist (zwischen dem Hl. Abend und dem 2. Februar).
Glocken
Das erste Weinhauser Geläute bestand aus sechs Glocken, die in der Glockengießerei Peter Hilzer in Wiener Neustadt gegossen worden waren. Im Laufe der beiden Weltkriege wurden fünf Glocken zur Herstellung von Kriegsmaterial requiriert. Im Jahre 1955 erhielt die Kirche das neue Geläute aus vier Glocken, die in St. Florian, OÖ, gegossen wurden. Die Weihe nahm Kardinal Innitzer vor.
- Die große Glocke ist dem hl. Josef geweiht (1369 kg, Ton es). Sie trägt die Inschrift: “Hl. Josef, erflehe den Gefallenen und Toten die ewige Herrlichkeit!”
- Marienglocke (714 kg, Ton g). Inschrift: “Maria, erhabene Schutzfrau Österreichs, erbitte uns den Frieden!”
- 3. Glocke (398 kg, Ton b). Inschrift: “Hl. Pius X., Weinhaus in Christus erneuern!”
- 4. Glocke (253 kg, Ton c). Inschrift: “Hl. Maria Goretti, schütze unsere Jugend!”
Auf jeder Glocke befindet sich das entsprechende Heiligenbild, das Firmenzeichen und der Vermerk “Pfarre Weinhaus”.
Das Glockengeläute ist also auf die Melodie des “Salve Regina” (es – g – b – c) abgestimmt.