Christkönigskirche

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poetzleinsdorf

Eine moderne Kirche für eine Gesellschaft im Wandel

Die Christkönigskirche (Schafberggasse 2) wurde 1960 – 1963 erbaut. Bei einem Architektenwettbewerb entschied sich die Jury nicht für einen Kirchenbau im herkömmlichen Stil, sondern für den modernen Entwurf von Karl Schwanzer:

hoher Altarraum, trapezförmiger Kirchenraum mit zeltartigem Dach, der sich zur verglasten Eingangsfront verbreitert; einige Meter entfernt der freistehende Glockenturm; alles aus Sichtbeton und unverputzten Ziegelwänden.

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Wenn man die Kirche betritt, so erweckt der überhöhte Altarraum durch seine indirekte Beleuchtung von oben sofort den Eindruck eines sakralen Raumes. Und wenn man sich dann zur Eingangsfront umwendet, dann lädt das intensive Blau der von Arnulf Rainer gestalteten Fensterwand der Kapelle zu Besuch und Besinnung ein. Wie ein Mantel sollte das blaue Licht die alte Marienstatue umfangen, die einst in den Weingärten von Pötzleinsdorf stand.

Der Kirchenraum ist auf den Hauptaltar konzentriert, einen einfachen quaderförmigen Granitblock. Links vom Altar sind das Kreuz und der Tabernakel mit dem ewigen Licht zu sehen.

Wäre es nach dem Wunsch des Architekten gegangen, dann hätte das Gotteshaus neben der vom Raum erzeugten Atmosphäre und den einfachen Formen von Quader und Zylinder für Altar, Ambo und Taufbecken keinerlei künstlerische Ausstattung bekommen. Die schmucklose, aber beruhigend wirkende Ziegelwand sollte bloß Hintergrund sein für die mit Christus feiernde Gemeinde. Doch das erschien den Pötzleinsdorfern zu kahl, und so schuf Franz Barwig für die Altarwand die Christusstatue aus hellem Lindenholz. (Später kam noch der aus dem gleichen Material geschnitzte Kreuzweg dazu.) In den Zeiten des Oster- und des Weihnachtsfestkreises ist dieses Bild durch Bildtücher verdeckt, die in besonderer Weise den Charakter dieser Festzeiten veranschaulichen.

Die Orgel der Christkönigskirche, ein Werk des Wiener Orgelbauers Arnulf Klebel, wurde 1973 vollendet. Es ist eine große 3- manualigen mechanischen Orgel mit 32 Registern. Auf Grund der Klangvorstellung des damaligen Organisten und auf Basis der Neuorientierung auf den historischen Orgelbau entstand eine neobarocke Disposition, die das Spiel speziell aus dieser Epoche bevorzugt. Das Gehäuse der Orgel aus massivem Eichenholz ist schlicht in der Ausführung – passend zur ebenfalls schlichten Ausgestaltung des Kirchenraumes. Hier finden häufig Orgelkonzerte statt, vor allem von unserem ausgezeichneten Organisten Gottfried Zykan.

Ende der Sechzigerjahre wurde die Christkönigskirche durch die “Pötzleinsdorfer Jugendmessen” mit Johann Koller, auch “Jazzmessen” genannt, weit über die Pfarrgrenzen hinaus bekannt. Diese damals völlig neue Form der Messgestaltung mit rhythmischen Liedern brachte Jugendliche aus ganz Wien nach Pötzleinsdorf.

Orgel

Nach der Fertigstellung der Christkönigskirche im Jahre 1963 diente durch einige Jahre ein elektronisches Instrument als notdürftiger Behelf der Begleitung des Gemeindegesanges Doch schon bald begann die Planung einer neuen Orgel durch den damaligen Organisten Prof. Peter Widensky.

Nach ersten Entwürfen des deutschen Orgelbauers Gerald Woehl bzw. von Gregor Hradetzky aus Krems an der Donau erhielt der Wiener Orgelbauer Arnulf Klebel den Auftrag zum Bau einer großen 3- manualigen mechanischen Orgel mit 32 Registern.

Auf Grund der Klangvorstellung des damaligen Organisten und auf Basis der Neuorientierung auf den historischen Orgelbau, entstand eine neobarocke Disposition, die das Spiel speziell aus dieser Epoche bevorzugt.

Orgel der Christk nigskirche 20131103 Orgel 56 550

Nach erheblichen Schwierigkeiten konnte das Werk im Jahre 1973 vollendet werden. Auf Grund der geringen Raumhöhe wurde eine unkonventionelle Aufstellung der einzelnen Werke gewählt: Hauptwerk und Rückpositiv an der Brüstung und Pedal und Brustwerk dahinter. Das Gehäuse der Orgel aus massivem Eichenholz ist schlicht in der Ausführung- ähnlich der ebenfalls schlichten Ausgestaltung des Kirchenraumes Zur klanglichen Erweiterung wurde in den letzten Jahren ein Tremulant eingebaut.

Disposition:

HW  

Prinzipal 8´, Oktav 4´, Superoktav 2´, Mixtur major 5f., Mixtur minor 3f., Portun 16´, Spitzflöte 8´, Flöte 4´, Sesquialtera 2f., Trompete 8´

RP    

Rohrflöte 8´, Prinzipal 4´, Oktav 2´, Quint 1 1/3´, Terz 1 3/5´, Scharff 4f. Quintatön 8´, Kleingedeckt 4´, Spitzflöte 2´, Krummhorn 8´

BW

Holzgedeckt 8´, Rohrflöte 4´, Gemshorn 2´, Zimbel 3f., Regal 8´

Pedal

Portunbass 16´, Prinzipal 8´, Choralbass 4´, Rauschbass 2f., Mixtur 3f., Rohrgedackt 8´, Posaune 16´

Tremulant HW und RP, Koppeln: II/I, III/Ped., II/Ped.,  I/Ped.

Der Organist, Gottfried Zykan

Kreuzweg und Christusstatue

Ursprünglich war vom Architekten der Christkönigskirche in Pötzleinsdorf, Professor Karl Schwanzer, weder ein Altarbild noch ein Kreuzweg vorgesehen. Der Raum allein sollte mit einfachem Material:

Beton, Ziegel und Licht erbaut, Würde und Hoheit eines königlichen Hauses ausstrahlen. Tatsache aber ist, daß der Mensch diese “Leere” und “Unsichtbarkeit” nicht lange aushält.

Auf Wunsch einer Gruppe aus der Pfarrgemeinde hat darum der Pötzleinsdorfer Bildhauer Franz Barwig junior 1977 zunächst die Christusstatue und dann 1978 den Kreuzweg aus naturbelassenem Lindenholz geschaffen.

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Anderseits war der Widerstand in der Pfarrgemeinde so groß, daß man anfangs beschloß, die Kreuzwegstationen nur während der Fastenzeit aufzuhängen. Heute, so scheint es mir, ist man sich vielfach darüber einig, daß das künstlerische Werk von Franz Barwig der Botschaft vom Königtum Christi gerecht wird.

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Wesentlich ist, daß die Christusstatue an der Altarwand in den Kreuzweg mit einbezogen wird: Der Sohn Gottes kommt als Mensch auf die Erde herab , um “die Königswürde zu erhalten” (Lk 19,12). Er kommt nicht, um zu richten, sondern zu retten (Joh 3,17), indem er letztlich mit dem Kreuz Leid und Schuld der Menschen – seines Volkes – auf sich nimmt. Der König trägt das Kreuz. Was von dem Königtum Christi sichtbar bleibt, das ist die Krone. Aber es ist eine Krone aus Dornen. Während der Künstler Kreuz und Gestalten der einzelnen Stationen nur mit wenigen Strichen andeutet, ist die Krone kunstvoll und schön gearbeitet. Er will damit das Bekenntnis Christi unterstreichen: “Ich bin ein König!” (Joh 18,37), was immer ihr auch mit mir tut. Allen Menschen ruft er aus diesen Bildern zu: Für euch gehe ich diesen Weg, und “ich vermache euch das Reich” (Lk 22,29). Selbst in der zehnten Station, wo man ihm alles genommen hat, hält er die (Dornen) Krone hoch für alle, deren menschliche Würde mit Füßen getreten wird.

Und dort, wo Christus in seinem Leid und in seiner Liebe so eins wird mit dem Kreuz, daß es ihn zu erdrücken scheint, da kündet die (Dornen) Krone: “Im Kreuz ist Heil!” Darum verschwindet dann auch die Dornenkrone von den Bildern und der Weg führt wieder zu dem Christus an der Altarwand, der uns aber jetzt als der Auferstandene erscheint, und der die Arme ausbreitet, um uns im Reich seines Vaters zu empfangen.

Matthias Winna

Pietà

Die Pietà aus Bronze, das vielleicht beste Werk des Bildbauers Franz Barwig jun. in unserer Christkönigskirche, war ursprünglich für die Krypta geschaffen, die nicht mehr verwendet wird.

Nun hängt dieses eindrucksvolle Kunstwerk in dem wenig benützten linken Seiteneingang. Am Karsamstag jedoch wird dieser Ort als “Heiliges Grab” zur Stätte des Gebetes und der Besinnung.Eigentlich ist die dargestellte Szene nicht biblisch. Die Hl. Schrift erzählt nur von der Kreuzabnahme durch Josef von Arimathea, Nikodemus, Maria von Magdala und noch einigen Frauen.

Pieta 20130919 Kirche 21 550

Aber schon sehr früh drücken die Bilder von der Kreuzabnahme aus, dass es dabei nicht nur um Ehrfurcht vor dem gekreuzigten Christus geht, sondern vielmehr um die gläubige Annahme des Gekreuzigten als Erlöser.

An die Stelle aller handelnden Personen tritt Maria, die Mutter Jesu. Sie nimmt nicht einen Gescheiterten und einen zu Unrecht Getöteten in ihre Arme. Sie umfängt glaubend den, der durch den Tod am Kreuz seine unzerstörbare Liebe zu den Menschen besiegelt hat. Maria hat “Ja” gesagt, als das Heil seinen Anfang nahm. Sie bleibt bei ihrem Wort, als sie vom Kreuz herab das Wort ihres Sohnes hört, dieses Wort der Liebe: “Es ist vollbracht!” Diese Liebe nimmt sie wieder in ihren Schoß auf und gewinnt damit neues Leben, weil Gott diesen Jesus aus dem Tod zum Leben auferweckt.

Hier wird Maria zum Bild auch für einen jeden von uns, der in der Aufnahme des Gekreuzigten zur Teilnahme an Tod und Auferstehung Jesu Christi geführt wird. Hier steht Maria für jeden, der den Tod eines geliebten Menschen annimmt, im Vertrauen auf die Worte, die Jesus zur Schwester des Lazarus spricht: “Dein Bruder wird auferstehen!” (Joh 11, 23). Hier ist Maria Urbild der Kirche, die aus diesem Glauben und aus dieser Liebe lebt und mit der Verkündigung dieser Liebe neues Leben weiter schenken darf – vor allem im Sakrament der Taufe und Buße.

Matthias Winna

Fastentuch

Das Original dieses Bildes im Ausmaß von 86 x 79 cm, mit Tempera auf Leinwand gemalt, befindet sich in der Pfarrkirche zu Sachseln in der Schweiz und wird mit Bruder Klaus von der Flüe (15.Jht.) in Zusammenhang gebracht.

1980 war es das “Hungertuch” von Misereor. Pfarrer Anton Strutzenberger brachte es in die Christkönigskirche. Es wird in der Zeit von Aschermittwoch bis Gründonnerstag an der Altarwand aufgehängt.

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Das Radbild im Zentrum erlaubt vielfältige Deutungen. Drei goldene Strahlen verlaufen nach außen, auf Gegenstände in Bildern, drei nach innen und zwar auf den Mund, das linke Auge und das rechte Ohr des Hauptes in der Mitte.In den Ecken werden die 4 Evangelisten durch ihre Symbole vertreten.

Die sechs äußeren Rundbilder stellen in fünf Szenen aus dem Neuen Testament und in einer Meßfeier den auf Christus bezogenen Teil des Glaubensbekenntnisses dar. Durch Attribute zugeordnet sind diesen Bildern die sieben Werke der leiblichen Barmherzigkeit – Hungrige und Durstige sind im Bild links oben zusammengefaßt. Zu den Werken der Barmherzigkeit s.Mt.25,31-46; “Tote begraben” wurde im 3.Jht. ergänzt.

In der Mitte unten ist die Verkündigung an Maria. Die Krücken am Boden weisen auf Krankheit hin und die Pflicht, Kranke zu besuchen. In diesem Bild ist das einzige Mal der Rahmen durchbrochen: von der Taube des Hl.Geistes.

Links unten sehen wir das Geheimnis von Weihnachten, verknüpft mit dem barmherzigen Werk Fremde beherbergen. Vorne unten liegen Reisetasche und Wanderstab.

Es folgt links oben das Weltgericht als Inhalt dessen, was Jesus in seinem Leben zwischen Geburt und Tod gelehrt hat. Zwei Engel bringen einen Menschen vor den Christus – König. Hungrige speisen und Durstigen zu trinken geben geschieht durch einen Brotlaib und ein Stück Fleisch und eine Kanne.

Oben in der Mitte wird Jesus gefangengenommen, gleichzeitig von Judas geküßt, während Petrus dreinschlägt und das Ohr des Malchus geheilt wird. Eine Fessel im Vordergrund verweist auf Gefangene besuchen, trösten oder erlösen.

Rechts oben, in der einsamen Szene der Kreuzigung Jesu, fordert ein hingeworfenes Tuch auf, Nackte zu bekleiden. Manche glauben, unter dem Kreuz eine Figur liegen zu sehen.

Rechts unten findet in einer schlichten Kapelle eine Meßfeier statt. Beim abgebildeten Meßdiener könnte es sich um den Stifter des Bildes samt seinem Wappen handeln. Im Hintergrund erinnert eine Bahre ans Tote begraben.

Franz Barwig der Jüngere (Wien 1903 – 1985)

Franz Barwig d. J. war Pötzleinsdorfer. Sein Atelier befand sich in der Hockegasse.Nach Abschluß der Jugendklasse der Kunstgewerbeschule bei Franz Cizek war er als Kunstformer in der Wiener Erzgießerei tätig.

Ab 1926 studierte er an der Akademie der bildenden Künste bei Prof. Josef Müllner, erhielt 1930 den Meisterschulpreis und schloß das Studium 1932 mit dem Rompreis ab. Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte er zur Pötzleinsdorfer Künstlerschaft um Pfarrer Johann Zetner.

Für die alte Kirche schuf er eine Krippe aus Holz, die Vortragsstange mit dem hl. Ägydius, die Figur des hl. Johannes des Täufers für den Deckel des Taufbrunnens, die Statue des hl. Antonius.

In der neuen Pfarrkirche finden wir aus Holz die Kreuzwegstationen und die Figur des auferstandenen, verklärten Christus an der Rückwand des Altarraumes, eine Krippe aus Keramik und die Pietà aus Bronze.

Barwig hat zum Wiederaufbau des Wiener Stephansdomes mit Nachschöpfungen in einzelnen figürlichen Konsolen der Chorpfeiler beigetragen, gotische Marienstatuen in Stift Heiligenkreuz sowie in Privatbesitz restauriert, aber auch barocke Statuen in Schloßhof kunstgerecht wiederhergestellt. Brunnenfiguren, Krieger- und Grabdenkmäler sowie Kunstwerke an Neubauten in nahezu allen Bezirken Wiens stammen von Franz Barwig d. J. Mit mehreren Arbeiten von ihm wurde 1960 die Fatimakirche in Graz bereichert. 1962 wurde ihm der Professorentitel verliehen, später das Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst. Das Künstlerhaus zeichnete ihn mit dem “Goldenen Lorbeer” aus.

(S. auch Saur, Allgemeines Künstler-Lexikon,
Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker, Bd. 7, München-Leipzig 1993.)